#617 Das Strafbefehlsverfahren: Bankrotterklärung des Rechtsstaates?

Das grosse Duell Sarah gegen Stephan – die letzte Runde

In der sechsten Runde entfacht sich eine hitzige Debatte zwischen dem Strafverteidiger Stephan Bernard und der Staatsanwältin Sarah von Hoyningen-Huene, moderiert von Duri Bonin. Die Diskussion beginnt mit der Frage von Stephan: „Hältst du das Strafbefehlsverfahren und insbesondere die zehntägige Einsprachefrist für fair, wenn man weiss, dass rund 20% der Bevölkerung einen solchen Text überhaupt nicht verstehen können? Damit wird diesen Personen faktisch die Möglichkeit der Einsprache genommen und die Strafbefehle werden rechtskräftig, auch wenn sie inhaltlich gravierende Fehler enthalten“. Sarah antwortet, dass die Probleme des Strafbefehlsverfahrens bekannt seien, fragt aber zurück: „Was ist die Alternative? Wie können wir das Problem der Überlastung der Justiz angehen, wenn nicht durch effiziente Verfahren wie das Strafbefehlsverfahren?“ Duri schaltet sich mit der Frage ein, ob es tatsächlich eine Überlastung gebe. Die Diskussion kommt nun richtig in Fahrt. Stephan kritisiert die Staatsanwaltskonferenz für ihre ständigen Forderungen nach mehr Ressourcen, ohne sinnvolle Erklärungen oder Strategien für den Einsatz der vorhandenen Ressourcen zu liefern. „Die Schweiz hat in den letzten 20 Jahren eine rechtsstaatliche Bankrotterklärung unterschrieben“, fügt er hinzu und betont die Notwendigkeit, das Strafrecht als ultima ratio zu verstehen. Die Diskussion beleuchtete nicht nur die unterschiedlichen Ansichten über die Effizienz und Fairness von Strafprozessen, sondern auch die tieferen Fragen von Gerechtigkeit und Verantwortung in einem Rechtsrahmen, der ständig zwischen Effizienz und ethischer Verantwortung abwägen muss.

Das grosse Duell Staatsanwaltschaft gegen Strafverteidigung:

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