#372 Konfrontation oder Anpassung – Strategien im Strafprozess

In ‚Konfrontation oder Anpassung‘ denkt der Pariser Strafverteidiger Jacques Vergès über die prototypischen Prozessstrategien der Konnivenz sowie der Konfrontation nach. Gebannt stösst man auf den Strafprozess gegen Jesus und die Frage, wie es ausgegangen wäre, wenn dieser von einem progressiven römischen Anwalt vertreten worden wäre. Die Strategie der Konnivenz wird anhand des Eichmann-Prozesses, Ödypus, Le Rouge et le Noir (Stendhal), Schuld und Sühne (Dostojewski), André Guides ‚Erinnerungen an das Geschworenengericht‘ sowie Kafkas ‚Prozess‘ besprochen. Beim Procès de Rupture nimmt einem Vergès mit zu den Strafprozessen gegen Sokrates, Ludwig XVI, Dimitrow, Kuba, Nürnberg, der Rehabilitation Jeanne d’Arcs sowie dem Dreyfus-Prozess. Gemäss dem Maitre handelt es sich bei der strafrechtlichen Justiz um eine Kunstfertigkeit: Die Kunst der Verteidigung, der Rechtsprechung und der Anklage. Wie soll jemand, der selbst nie – und sei es nur in der Vorstellung –, die Ursachen eines Verbrechens kennengelernt hat, einen Verbrecher verstehen? Wie soll er die soziale Ordnung verteidigen, wenn er noch nie über sie reflektiert hat?

Als Strafverteidiger erhält man Einblicke in die unglaublichsten Fälle und arbeitet eng mit sehr unterschiedlichen und spannenden Menschen zusammen. In diesem Podcast versucht der Anwalt Duri Bonin gemeinsam mit seinen Gesprächspartnern (Beschuldigte, Verurteilte, Staatsanwälte, Strafverteidiger, Gutachter, Opfer, Unschuldigte, Schuldige …) zu ergründen, wie diese ticken, was sie antreibt und wie sie das Justizsystem erleben. Behandelt werden urmenschliche Themen. Bei genauerem Hinsehen findet man Antworten auf eigene Fragen des Lebens und der Gesellschaft.

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